Toleranzabzug: Ungenauigkeiten beim Blitzer kompensieren

Von Nicole P.

Letzte Aktualisierung am: 15. Oktober 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Gelten die Sanktionen im Bußgeldkatalog nach einem Toleranzabzug?

Wie hoch fällt der Toleranzabzug in einer 30er Zone aus?
Wie hoch fällt der Toleranzabzug in einer 30er Zone aus?

Wer seinen Bußgeldbescheid wegen eines Tempoverstoßes gründlich liest, wird vielleicht über die Formulierung „festgestellte Geschwindigkeit nach Toleranzabzug“ stolpern. Die Behörden legen den Verkehrsteilnehmern also nicht die Geschwindigkeit zur Last, welche das Messgerät tatsächlich ermittelt hat, sondern ziehen davon noch etwas ab.

Doch weshalb wird beim Blitzer ein Toleranzabzug vorgenommen? Handelt es sich dabei um eine Vorschrift oder um die Kulanz der jeweiligen Behörde? Wie viel Toleranzabzug ist bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung üblich? Gibt es Unterschiede bei den verschiedenen Messverfahren? Und fällt der Toleranzabzug für Blitzer auf der Autobahn anders aus als innerorts? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der nachfolgende Ratgeber.

FAQ: Fragen und Antworten zum Toleranzabzug

Warum erfolgt ein Toleranzabzug beim Blitzen?

Bei der Verwendung von technischen Messgeräten lassen sich kleine Messungenauigkeiten nicht vollständig ausschließen. Daher ist beim Einsatz der Blitzer der Abzug einer Toleranz vorgeschrieben:

Wie hoch ist der Toleranzabzug bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung?

Üblicherweise bestimmt die gefahrene Geschwindigkeit den Toleranzabzug. So werden bei unter 100 km/h in der Regel 3 km/h abgezogen und bei mehr als 100 km/h 3 Prozent. Allerdings können noch weitere Faktoren den Toleranzabzug beeinflussen. Mehr dazu hier.

Wird ein Toleranzabzug nur bei der Geschwindigkeitsmessung vorgenommen?

Nein, ebenso kann der Abzug einer Toleranz für Blitzer, die zur Dokumentation von Abstands- und Rotlichtverstößen dienen, vorgeschrieben sein.

Geschwindigkeitsüberschreitung: Unterschiedlicher Toleranzabzug für Blitzer außerorts, innerorts und auf der Autobahn?

Toleranzabzug innerorts: Die Tempo-50-Zone ist irrelevant, denn es kommt auf die gefahrene Geschwindigkeit an.
Toleranzabzug innerorts: Die Tempo-50-Zone ist irrelevant, denn es kommt auf die gefahrene Geschwindigkeit an.

Kommen Blitzer oder sonstige Messgeräte bei der Dokumentation von Verkehrsverstößen zum Einsatz, besteht dabei grundsätzlich die Möglichkeit, dass kleinere Ungenauigkeiten auftreten. Um diese zu kompensieren, schreibt der Gesetzgeber den Abzug von Toleranzen vor. Die allgemeinen Richtwerte werden dabei von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) festgelegt.

Bei der Geschwindigkeitsmessung kann der Abzug, abhängig vom gefahrenen Tempo, grundsätzlich auf zwei Weisen erfolgen. Sind die Verkehrsteilnehmer mit einer Geschwindigkeit von weniger als 100 km/h unterwegs, sind in der Regel 3 km/h als Toleranzabzug vorgesehen. Wer innerorts eine Tempo-30-Zone missachtet und dort 44 km/h fährt, muss somit mit Sanktionen für eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 11 km/h rechnen.

Etwas anders gestaltet sich der Toleranzabzug bei einer Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h, denn in diesem Fall sieht das PTB eine Toleranz von mindestens 3 Prozent vor. Wobei mögliche Kommastellen zugunsten des Fahrzeugführers aufzurunden sind. Wie sich dies konkret gestaltet veranschaulicht das nachfolgende Beispiel zum Toleranzabzug. Auf der Autobahn erwischt ein Blitzer einen Autofahrer mit 144 km/h, wo nur 100 km/h erlaubt sind. Laut der prozentualen Berechnung muss die Toleranz bei 4,32 km/h bzw. abgerundet bei 4 km/h liegen. Der Temposünder war somit 40 km/h zu schnell unterwegs.

Wo sich der Tempoverstoß ereignet, ist somit für den Toleranzabzug irrelevant. Ob außerhalb geschlossener Ortschaften, auf der Autobahn oder innerhalb des Stadtgebietes wird dabei nicht berücksichtigt, stattdessen kommt es auf die gefahrene Geschwindigkeit an.

Sind höhere Toleranzen möglich?

Toleranzabzug bei mobilen Blitzern: Gelten besondere Vorschriften?
Toleranzabzug bei mobilen Blitzern: Gelten besondere Vorschriften?

Mobile Blitzer lassen sich an verschiedenen Standorten aufbauen und ermöglichen dadurch einen flexiblen Einsatz. Doch sind die Geräte dadurch anfälliger, weshalb der Toleranzabzug mobiler Blitzer höher ausfallen muss? In der Regel ist dies nicht der Fall, denn um mögliche Messfehler zu vermeiden, werden die Beamten im Umgang mit den Messgeräten besonders geschult.

Allerdings können andere Umstände zu höheren Toleranzwerten führen. Hierbei wäre insbesondere das Messverfahren zu nennen. So wird bei einer Geschwindigkeitsmessung durch Nachfahren üblicherweise eine Toleranz von 5 km/h bzw. 5 Prozent abgezogen. Wohingegen der Toleranzabzug bei einer Lasermessung, der Nutzung von Lichtschranken oder einer Radaranlage bei 3 km/h bzw. 3 Prozent liegt.

Darüber hinaus können sich auch die Witterungsbedingungen auf die Toleranz auswirken. So ist es ggf. notwendig den Toleranzabzug zu erhöhen, wenn bei Nacht schlechte Sichtverhältnisse herrschen oder ungünstiges Wetter zu Ungenauigkeiten führen kann.

Übrigens! Nicht nur bei der Geschwindigkeitsmessung ist ein Toleranzabzug üblich, sondern auch wenn andere Verkehrsverstöße mithilfe von Blitzern dokumentiert werden. Bei Abstandsunterschreitungen kann es von Bedeutung sein, ob ein mobiler oder stationärer Blitzer im Einsatz ist, denn bei einer mobilen Abstandsmessung beträgt die Toleranz üblicherweise 5 Prozent und bei der stationären Videoüberwachung meist 3 Meter. Bei Rotlichtverstößen liegt der Toleranzabzug für die Dauer der Rotphase in der Regel zwischen 0,1 und 0,3 Sekunden.

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Über den Autor

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Nicole P.

Nicole hat an der Uni Mainz Buchwissen und Kulturanthropologie studiert. Sie ist seit 2016 Teil des Redaktionsteams von bussgeldrechner.com und bereitet dafür komplexe verkehrsrechtliche Fragestellungen leicht verständlich auf.

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